Kürzungshandschriften

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Typologie der Kürzung in volkkssprachigen Glossen. Aus O. Ernst (2009; S. 287)

Unter Kürzungen werden generell Glossierungsphänomene verstanden, bei denen nur Teile der gesamten Form geschrieben wurden. Es handelt sich also nicht um eine verderbte Stelle einer Handschrift, die nur noch eine unvollständige Lesung gestattet, sondern um ein intentionales Phänomen.

Arten

Auf rein visueller Basis kann man - ausgehend von einer angenommenen ungekürzten Gesamtform der Glossierung - Kürzungen am rechten Rand, im Inneren oder am linken Rand der Glossierung unterscheiden.

Rechtskürzung (Abkürzung)

Graphisch nicht markiert

Als plausibles Beispiel für eine unmarkierte Rechtskürzung kann die Glossierung von lat. demonium mit ahd. tiu, verkürzt aus tiuval, im Maihinger Evangeliar dienen (vgl. Glaser 1997).

Graphisch markiert

In Kürzungen dieses Typs treten Abkürzungszeichen an die Stelle spezifischer Graphemkombinationen. Dabei entsprechen die verwendeten Zeichen oftmals der Kürzungspraxis im Lateinischen, etwa der Ersatz eines Nasals durch einen Strich über dem vorausgehenden Vokal.

[Beispieltabelle]

Binnenkürzung

Linkskürzung (Verkürzung)

Funktionen

Funktional lassen sich zwei (nicht immer scharf differenzierbare) Anwendungsbereiche für Kürzungen annehmen.

Lexikalisch

Intention war hier offenbar, lediglich die lexikalisch-semantische Information zu einer glossierten Stelle zu präsentieren, die grammatische Information wird dabei vernachlässigt. Formal entspricht diese Kürzungsfunktion meist einer Rechtskürzung.

Grammatisch

Grammatische Funktion ist dagegen bei Glossierungen zu vermuten, die meist volkssprachliche Flexionsformen zu einem Lemma enthalten, den Stamm dabei aber (im Regelfall in Form einer Linkskürzung) ganz oder großteils aussparen.

Handschriften mit Kürzungen (derzeit im Aufbau):

  1. BStK 15: Augsburg, Archiv des Bistums Augsburg Hs 10
  2. BStK 36 und 822: Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz Ms. Hamilt. 542
  3. BStK 76a: Breslau, Bib. Universytecka Cod. Steinwehr II. 2. fol.
  4. BStK 147d: Erlangen, Universitätsbib. Erlangen-Nürnberg Ms 400
  5. BStK 179: St. Gallen, Stiftsbibliothek Cod. 70
  6. BStK 225: St. Gallen, Stiftsbibliothek Cod. 299
  7. BStK 253: St. Gallen, Stiftsbibliothek Cod. 911
  8. BStK 274: Augsburg, Universitätsbibliothek Ms I, 2, 2°, 21
  9. BStK 275: Augsburg, Universitätsbibliothek Ms. I, 2, 4°, 2
  10. BStK 296 (II): Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Aug IC [f. 53-104] (Glossar Rd)
  11. BStK 324b: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Fragm. K 1375
  12. BStK 358a: Kremsmünster, Stiftsbibliothek CC 124
  13. BStK 384: Leipzig, Universitätsbibliothek Rep. II. 6
  14. BStK 391: London, The British Library Add. 18379
  15. BStK 425: Madrid, Biblioteca de la Real Academia de la Historia 46
  16. BStK 450: München, BSB, Clm 375
  17. BStK 477: München, BSB, Clm 454
  18. BStK 486: München, BSB, Clm 4606
  19. BStK 488: München, BSB, Clm 4614
  20. BStK 500
  21. BStK 514: BSB München Clm 6263
  22. BStK 516: BSB München Clm 6272
  23. BStK 518: BSB München Clm 6277
  24. BStK 544: München, BSB, Clm 6433
  25. BStK 568: München, BSB, Clm 14179
  26. BStK 575
  27. BStK 576: München, BSB. Clm 14379
  28. BStK 584: München, BSB. Clm 14425
  29. BStK 590: München, BSB, Clm 14461
  30. BStK 596: München, BSB, Clm 14510
  31. BStK 633
  32. BStK 634
  33. BStK 637
  34. BStK 653: München, BSB, Clm 18556a
  35. BStK 657: München, BSB, Clm 18765
  36. BStK 658: München, BSB, Clm 18922
  37. BStK 665
  38. BStK 666
  39. BStK 681
  40. BStK 687
  41. BStK 725 (II)
  42. BStK 726
  43. BStK 738
  44. BStK 777
  45. BStK 783a
  46. BStK 814
  47. BStK 833
  48. BStK 834
  49. BStK 836b: Rom, BV. Pal. lat. 220
  50. BStK 836f
  51. BStK 839
  52. BStK 849
  53. BStK 949
  54. BStK 950
  55. BStK 980
  56. BStK 1010: Zürich, ZB. Rh. 35
  57. BStK 1030
  58. BStK 1032

Nicht bei BStK:

  1. St. Gallen, Stiftsbibliothek Cod. 916 (lat.-ahd. Benediktinerregel) (--> Digitalisat)
  2. Dillingen, Studienbibliothek (früher Lyzeabib.) Doppelblatt 1.2 (--> Digitalisat) und zwei Einzelblätter aus München, BSB Cgm 5248,1 (--> Digitalisat mit Textedition) (Altalemannische Psalmenübersetzung).

Literatur

  • Ernst, Oliver. 2009. Kürzung in volkssprachlichen Glossen. In: Bergmann, Rolf/Stricker, Stefanie (Hrsg.). Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. Ein Handbuch. Berlin/New York: De Gruyter. S. 282-315.
  • Glaser, Elvira. 1997. Addenda und Corrigenda zu den althochdeutschen Griffelglossen aus Echternach. In: Grammatica Ianua Artium. Festschrift für Rolf Bergmann zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. E. Glaser und M. Schlaefer unter Mitarb. von Ludwig Rübekeil. Heidelberg. S. 3-20.
  • Henkel, Nikolaus. 2001. Verkürzte Glossen. Technik und Funktion innerhalb der Glossierungspraxis des
    frühen und hohen Mittelalters. In: Mittelalterliche volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums für Mittelalterstudien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 2. bis 4. August 1999. Hrsg. v. Rolf Bergmann / Elvira Glaser / Claudine Moulin-Fankhänel. Heidelberg: Winter. S. 429-452.
  • Voetz, Lothar. 1987. Formen der Kürzung in einigen alemannischen Denkmälern des achten und neunten
    Jahrhunderts. In: Sprachwissenschaft 12. S. 166-179.